Sicherer Umgang mit Diisocyanaten

Die am 3. August 2020 veröffentlichte REACH-Verordnung (EU) 2020/1149 beinhaltet eine neue Beschränkung in Zusammenhang mit der Produktkennzeichnung und der Schulung von gewerblichen und industriellen Anwendern mit dem Ziel, das Risiko von Atemwegs- oder Hautsensibilisierung nach Kontakt mit Diisocyanaten zu reduzieren. Diese sind häufig Bestandteil von Polyurethanprodukten.

Diisocyanate werden als chemische Bausteine zur Herstellung von PU-Werkstoffen wie Schaumstoffen, Klebstoffen, Beschichtungen, Dichtstoffen usw. verwendet. In der chemischen Struktur dieser Verbindungen kommen zwei funktionelle Isocyanatgruppen (-N=C=O) vor, die besonders leicht mit Nukleophilen reagieren. Die bekanntesten Diisocyanate sind Methylenebis(phenylisocyanat) (MDI), Toluylendiisocyanat (TDI) und Hexamethylendiisocyanat (HDI).

Diisocyanate sind (entsprechend VERORDNUNG (EG) 1272/2008) als Inhalationsallergene der Kategorie 1 klassifiziert. Diese können bei zuvor nicht sensibilisierten Personen Berufsasthma auslösen und bei bereits sensibilisierten Personen eine heftige Verstärkung bestehender Asthmasymptome. In diesen Fällen bestehen keine sicheren Konzentrationsgrenzwerte. Zu den möglichen akuten Effekten von Isocyanat-Dämpfen und -Aerosolen gehören Reizungen der Augen, der Nase und des Rachens, Tränenfluss, Druckgefühl, ein brennendes Gefühl in der Luftröhre oder asthmaänliche Atemprobleme. Darüber hinaus können sie Hautreizungen und Hautsensibilisierung mit einhergehender Dermatitis auslösen.

Die EU-Behörden übernahmen mit der REACH-Verordnung eine neue Beschränkung für den Gebrauch von Diisocyanaten. Die Beschränkung soll den unsicheren Umgang mit Diisocyanaten verhindern, die Marktverfügbarkeit der Produkte wird durch sie aber nicht eingeschränkt.

Die folgenden Elevate Produkte enthalten einen bestimmten Anteil (über 0,1 %) Diisocyanate und fallen deshalb unter die neue REACH-Verordnung (EU) 2020/1149: I.S.O. Twin Pack Dämmstoffkleber und Gießfähige Dichtungsmasse S-10.

Produkte mit einem Diisocyanat-Anteil von mehr als 0,1 % dürfen weiterhin in Verkehr gebracht werden. Es muss allerdings in der Produktkennzeichnung der betroffenen Produkte darauf hingewiesen werden, dass Diisocyanate enthalten sind. Die neue Verordnung besagt auch, dass ab dem 24. August 2023 alle gewerblichen und industriellen Anwender vor dem gewerblichen oder industriellen Einsatz dieser Produkte bedarfsgerecht geschult werden müssen.

Schulungen zum sicheren Umgang mit Diisocyanaten sind vorgeschrieben für sämtliche Arbeitnehmer oder Selbständige, die die betroffenen Elevate Produkte verarbeiten oder Produkte, in denen Diisocyanate als solche enthalten sind, als Bestandteil anderer Substanzen vorkommen oder Bestandteil von Gemischen sind. Darüber hinaus gilt die Schulungspflicht auch für Personen, die die Verarbeitung solcher Produkte überwachen. Der Begriff „Verarbeitung“ umfasst alle Aufgaben, bei denen mit offenen Behältern gearbeitet wird oder ein Produkt aufgebracht wird.

Die Schulungen werden von Arbeitsschutz-Fachleuten durchgeführt, die sich im Rahmen ihrer beruflichen Fortbildung das notwendige Fachwissen angeeignet haben. Damit die Arbeitnehmerschulungen möglichst bald bereitgestellt werden können, hat der Verband der europäischen Klebstoff- und Dichtstoffindustrie (FEICA) in Abstimmung mit den europäischen Isocyanathersteller-Verbänden ISOPA und ALIPA die Onlineschulungsplattform www.safeusediisocyanates.eu ins Netz gestellt. Unternehmen, die die Schulung in Präsenz abhalten möchten, können auf dieser Plattform Schulungsunterlagen auch käuflich erwerben.

In Hinblick auf die zuvor genannten Elevate Produkte muss mindestens E-Learning-Modul 049 (Klebstoffe und Dichtungsmittel: Professionelle Anwendung / Bodenbeläge und Bauwerksabdichtungen) absolviert werden. Dieses steht unter www.safeusediisocyanates.eu bereit. Die Schulungen stehen in mehreren Sprachen zur Verfügung und können gegen (ein geringes) Entgelt genutzt werden. Das E-Learning-Modul 049 dauert ca. 40 Minuten. Für einen erfolgreichen Abschluss müssen verschiedene Fragen richtig beantwortet werden. Die Teilnahmebescheinigung ist fünf Jahre gültig.